Indes wir hinieden um ihn trauern, ist drüben Freude,
dass der Mensch zu ihrer Welt geboren wurde,
so wie wir Erdenbürger die unsrigen mit Freude empfangen.
Wenn ich einst ihnen folgen werde, wird für mich nur Freude sein,
denn die Trauer bleibt in der Sphäre zurück, die ich verlasse.

Johann Gottlieb Fichte

ABSCHIEDNEHMEN IST EIN WEG, DER GEGANGEN WERDEN MUSS


Wenn uns nun ein lieber Mensch gestorben ist, fühlen wir Hiergebliebenen eine tiefe Traurigkeit.
Selbst die Aussage Rudolf Steiners über die erhabene Schönheit des Todesmomentes nimmt uns nicht den Abschiedsschmerz.
Was uns aber helfen kann, die Endgültigkeit zu begreifen (im wahrsten Sinne des Wortes), sind die letzten liebevollen Handreichungen, die wir dem toten Leib angedeihen lassen. Ihn noch einmal waschen und mit einem duftenden Öl pflegen,ihn dann bekleiden – das können heilige Momente für uns werden.
Dabei mache ich immer wieder die Erfahrung, dass selbst in sehr traurigen Situationen eine friedliche, fast heitere Stimmung entstehen kann.
Auch die Verstorbenen, die ja noch im Umkreis ihres Körpers anwesend erlebt werden, scheinen diese Behandlung zu schätzen.
Und am Ende liegt ein König oder eine Königin über ihr Leben vor uns.
Dann können wir den Verstorbenen aufbahren, ihm und uns Ruhe gönnen, die neue Situation wahrhaben lernen.
(36 Stunden sind erlaubt, darüberhinaus bedarf es einer Genehmigung).
Rudolf Steiner beschreibt, wie während der ersten drei Tage nach dem Tode der Verstorbene in großen Bildern alles erlebt was er je gedacht, gefühlt und getan hat – dass wir eher die Früchte unseres Lebens sehen (auch Menschen mit Nahtoderlebnissen berichten darüber).
Der nächste Schritt auf dem Weg ist der Moment, wo wir den physischen Leib zum letzten Mal sehen, wenn der Sarg geschlossen wird
und aus dem Haus getragen wird.

"Wir erleichtern dem Toten ungeheuer sein Leben nach dem Tode, wenn wir es zuwege bringen, wirklich uns in unser Schicksal zu fügen und an den Toten so zu denken, dass wir wissen:die waltende Weisheit der Welt hat ihn uns in der rechten Stunde nehmen wollen, weil sie ihn auf anderen Gebieten des Lebens braucht.Unendliches Glück würde über Lebende und Tote kommen, wenn dieses einziehen würde als eine Gesinnung in die Seelen der Menschen,und wenn die Menschenseele an die Toten wie als an Lebende denken könnte, an ihre Verwandlung des Lebens denken könnte und nicht daran, dass sie ihr genommen worden sind."   Rudolf Steiner